Das Gestalttherapeutische Familienstellen ist eine ganzheitliche Therapiemethode. Denn sie ist:
Gestalttherapeutisch: Wir arbeiten im Hier und Jetzt. Nonverbale Signale der Teilnehmer (Stimme, Gestik, Mimik, Körperhaltung und Körperspannung) werden in der Interaktion umgesetzt. Direkte und freie Kommunikation zwischen den Teilnehmern wird gefördert. Alle Aktionen, die der Leiter vorschlägt, sind Experimente zum Ausprobieren. Es werden keine vorgegebenen Formeln zum „Nachbeten“ angeboten, sondern nur Vorschläge, die die Teilnehmer nach eigenem Empfinden abändern können. Es gibt kein „Muss“ oder „Soll“, sondern ein „Dürfen“ und „Kommen Lassen“. Die Kreativität der Gestalttherapie kann sich voll entfalten. Humor, Spiel, Musik und Tanz gehören ebenfalls dazu. So lösen sich Familienknoten auf elegante, kreative, manchmal auch überraschende Weise.
Tiefenpsychologisch: Wir verfolgen persönliche und familiäre Probleme bis in die Tiefe des Unbewussten jedes Einzelnen und ins kollektive Unbewusste des Familiensystems. In den
Familienaufstellungen prallen menschliche Leidenschaften wie Liebe und Hass, Tugend und Laster aufeinander. Wir können Abwehrmechanismen wie Verdrängung und Spaltung, Identifikation und
Projektion in der Interaktion zwischen den Familienmitgliedern identifizieren und auflösen.
Familiendynamisch: Die unsichtbaren Bindungen in der Familie werden dabei sichtbar. Scheinbare Paradoxien in Familienbeziehungen entwirren sich: Wo Hass geherrscht hat, taucht auf einmal Liebe und Solidarität auf. Was wie ein Verrat erschien, ist in Wahrheit ein Akt der Treue. Ein Tugendhafter entpuppt sich als Schelm, ein Bösewicht als Held… Wo sich ein Problem in der aktuellen Lebenssituation nicht lösen lässt, gehen wir transgenerational (durch die Generationen) zurück, bis sich die Wurzeln des Leidens sich zeigen. Dort versuchen wir, die familiären Konflikte durch Kommunikation und symbolische Handlungen zu lösen. Sind die Knoten gelöst, verfolgen wir den Faden bis in die Gegenwart zurück, so dass die Betroffenen von ihrem Leiden befreit werden.
Friedensarbeit: In unserem Gang durch die Familiengeschichte begegnen wir immer wieder physischer, seelischer und sexueller Gewalt. Wir finden Erfahrungen von Krieg, Ausgrenzung, Ausbeutung, Gier, Hass, Angst, Verlust, Schmerz und Verzweiflung. Indem wir uns solchen Gefühlen mutig und unerschrocken entgegenstellen und durch sie hindurch gehen, gelangen wir zu einem tieferen Verständnis für die unterschiedlichen Positionen im Familiensystem, damit zur Versöhnung und zum Frieden.
Eine verantwortungsvolle und ethische Arbeit: Dabei werden wir geleitet von ethischen Werten wie Humanität, Freiheit und Respekt vor der Würde eines jeden Menschen. Grenzüberschreitungen werden gestoppt, Schuldige zur Verantwortung gerufen. Opfer erfahren Schutz und Trost. Täter werden mit ihrem eigenen einstigen Opfersein konfrontiert und vor weiteren Grenzverletzungen abgehalten. Dabei werden sie respektvoll behandelt.
Eine spirituelle Arbeit: Der Mensch lässt sich nicht in Körper, Seele, Geist einteilen. Daher ist jegliche Psychotherapie eigentlich gleichzeitig eine psycho-somatische als auch
eine psycho-spirituelle Arbeit. Dies gilt umso mehr fürs Familienstellen, in dem wir mit den Seelen verstorbener Vorfahren, mit dem „Geist“ verschiedener Zeitepochen, mit existenziellen Kräften
wie Liebe und Glauben, Fluch und Segen, Heimat und Fremde, Leben und Tod umgehen.
Warum ist das Familienstellen eine Kunst?
Das Familienstellen stellt die Synthese von Einzel- und Familienbehandlung dar.
Vom aufstellenden Therapeuten erfordert es Einfühlungsvermögen, Mut und Standhaftigkeit. Um das komplexe Geschehen in einer Familienaufstellung zu verstehen, sollte er über eingehende Kenntnisse
in Tiefenpsychologie, Familiendynamik und Zeitgeschichte verfügen. Er muss um den tiefgründigen Zusammenhang zwischen Gutem und Bösem wissen, um nicht vorschnelle Urteile zu fällen.
Er sollte bereit sein, die spirituelle Welt anzunehmen und ins diesseitige Leben einzubinden. Kreativität und Einfallsreichtum sind gefragt, wenn es darum geht, ungewöhnliche Lösungen zu finden.
Nicht zuletzt verlangt die Arbeit an menschlichen Konflikten ein hohes Maß an persönlicher Integrität und Verantwortung.
Ziel der Fortbildung
Diese Fortbildung dient dem Erlernen des Gestalttherapeutischen Familienstellens. Die Ausbilder stellen Familien exemplarisch auf und erläutern ihre Vorgehensweise ausführlich, Schritt für
Schritt. Teilnehmer können das Familienstellen unter Anleitung üben. Außerdem lernen sie als Assistenten das Familienstellen aus erster Hand kennen. Da das Familienstellen eine integrative
Methode ist, sind TherapeutInnen aller Richtungen willkommen.
Inhalt der Fortbildung
Theoretische Grundlage der Fortbildung
Victor Chu: “Neugeburt einer Familie" - Familienstellen in der Gestalttherapie, gikPRESS Kassel, ISBN 9783744836920
Teilnehmerkreis der Fortbildung
Als fachübergreifende Fortbildung richtet sich die Fortbildung an Ärzte und Psychologen sowie an Menschen in therapeutischen Berufen. Interessenten aus anderen Berufsfeldern können bei Eignung an der Fortbildung teilnehmen.
Die Teilnehmer sollen über ausreichende therapeutische Selbsterfahrung und Grundkenntnisse verfügen. Das erste Seminar gilt als Probeseminar zum gegenseitigen Kennenlernen.
Aufbau und Struktur der Fortbildung
Die Fortbildung besteht aus 8 Fortbildungs- und 2 Assistenz-Wochenendseminaren. Jedes Jahr finden vier Fortbildungsseminare statt. Außerdem suchen sich die Teilnehmer zwecks Assistenz zwei
Seminare aus dem normalen Seminarangebot des Instituts aus, an denen sie assistieren möchten. Somit dauert die Fortbildung im Normalfall zwei Jahre. (Wenn Teilnehmer einen bestimmten
Fortbildungstermin nicht wahrnehmen können, können sie ihn nachholen.)
Abschluss der Fortbildung
Nach erfolgreicher Teilnahme an 8 Fortbildungs- und 2 Assistenzseminaren erhalten therapeutisch tätige Teilnehmer ein Zertifikat mit detailliertem Inhalt der Fortbildung.
Leitung der Fortbildung
Dr. Victor Chu
Termine der Fortbildung
siehe bitte: Fortbildungstermine
Anmeldung
Bitte melden Sie sich mit dem Online-Anmeldeformular an.
Beginn der Fortbildung
Nach der Anmeldung erhalten Sie eine Bestätigungsmail mit den Terminen, an denen Sie die Fortbildung beginnen können. Für den Fall, dass die Fortbildungsgruppe gerade voll ist, erhalten Sie einen
Warteplatz.
Honorar
370,- € (zuzüglich MwSt.) pro Wochenend-Seminar (sowohl für die Fortbildungs- als auch die Assistenzseminare)
Victor Chu
Dr. med. Dipl. Psych.
Postadresse:
c/o Dr. Marc Loewer
Marie-Curie-Str. 3
79100 Freiburg
Kontaktformular
E-Mail v.chu@posteo.de
Web www.vchu.de